Irgendwas außer Familie, Beruf, Tontechnik und Faulenzen
(was ist das eigentlich?) muss es doch noch geben.
Richtig! Manchmal schraube ich auch noch an meinen Flipperautomaten oder den Jukeboxen eines befreundeten Sammlers herum.
Wie ich dazu kam? Ist 'ne etwas längere Geschichte:
Anfang der 80er habe ich studiert, nebenbei einen kleinen Lautsprecherladen eröffnet und, damit ich auch mal unter
die Leute kam, bei einer Diskothek gejobt. Dort war ich für alles Mögliche zuständig, je nachdem was grade so anfiel:
Hauselektrik, Tontechnik, Lichttechnik, Ausschank, Kartenverkauf, Lüftungsservice etc. etc. *und* Spielautomatenservice.
Weil es immer wieder (und meistens am Samstag abend) passierte, dass sich an einem Flipper eine Kugel verklemmte oder die Backup-Batterien
des 'Defenders' leer waren usw. . . . und der Automatenaufsteller nicht wegen jeder Kleinigkeit einen Techniker in Marsch setzen wollte,
wurden die Schlüssel aller Automaten beim Diskothekenbesitzer hinterlegt. Ich musste (durfte!) dann die einfachen Fehler selbst beheben,
natürlich nicht ohne eine gehörige Portion 'Testspiele' zu absolvieren. Ich musste mich doch von der ordentlichen Funktion des
Geräts überzeugen! Und da prinzipbedingt an den Flipperautomaten viel häufiger ein Defekt auftrat, 'musste' ich diese Kisten
besonders oft und ausgiebig testen. Das machte natürlich jede Menge Spaß und routinierter wurde ich auch.
Als ich meine Frau Tina kennen lernte und sie auch hin und wieder gerne mal eine Silberkugel spielte, stand für uns der Entschluss fest:
Sollten wir irgendwann mal heiraten und den Platz für einen Flipperautomaten haben (z.B. im eigenen Haus), werden wir uns so ein Teil
zulegen. Nun, wir haben geheiratet, haben Haus gebaut, aber die Idee mit dem Flipper war in Vergessenheit geraten. Wir wohnten schon einige
Jahre (mit ausreichend Platz!) in unserem Haus, als der 10. Hochzeitstag anstand. Und zu diesem Anlass bekam ich von meiner Frau folgendes
(in genau dieser Reihenfolge):
1. einen kleinen messingfarbenen Schlüssel
2. einen staubigen, vergilbten Umschlag mit noch mehr vergilbten Schaltplänen
3. einen dicken Kuss und die Aufforderung, in die Garage zu schauen
Dort stand mein Anhänger (auf dem normalerweise meine Verleih-Anlage ist) mit einem gut erhaltenen WILLIAMS 'Diner' drauf. Sie hatte ihn
in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ausfindig gemacht, gekauft und pünktlich zum Hochzeitstag nach Hause gekarrt!
Eigentlich wäre mein Wunschgerät immer ein BALLY aus den frühen 80ern gewesen, aber der Diner faszinierte mich Tag für
Tag (eigentlich Nacht für Nacht) immer mehr. Ein absolut geiles Gerät!
Als ich für einen befreundeten Jukebox- und Automatensammler einen defekten BALLY 'Eight Ball Deluxe'
unterstellen sollte und dessen desolater Zustand mein Mitleid erregte, machte ich mich dran, ihn zu reparieren. Die MPU (Neusprech:
Motherboard) hatte den sogenannten, berüchtigten 'BALLY-Säureschaden': Die ständig überladenen Stütz-Akkus gaben
ihren (eigentlich alkalischen) Inhalt aus und verteilten das aggressive Zeugs über die ganze Platine. Angegriffene Bauteile und
weggeätzte Kupferbahnen waren die Folge. Der Flipper machte keinen Mucks. Im Internet fand ich dann eine extrem detaillierte
Reparaturanleitung zu genau diesem Problem.
Lange Rede, kurzer Sinn: nach einigen langen Nächten in der Werkstatt lief die Kiste wieder. Und an einem verregneten Samstag wurde die
Spielfläche zerlegt und gereinigt und alle (!) Birnchen getauscht. Seitdem spiele ich nur mehr den '8 Ball' und meine Kinder den 'Diner'.
Dazu gesellte sich etwas später noch ein BALLY 'Adams Family', der erfolgreichste Flipper aller Zeiten. (auch eine 'Leihgabe' meines Freundes
dessen Wohnung mittlerweile wie eine Spielhalle aussieht . . .)
Was ich aber immer noch nicht besaß, war ein BALLY der frühen 80er (am besten genau das Modell, das ich von meinem Discothekenjob schon
kannte): ein BALLY 'Fathom' war immer noch mein größter Wunsch. Mit Hilfe einiger Emails und Faxe konnte ich den 'Schorsch' aus
Völklingen ausfindig machen, der mir einen kompletten und einen 'halben' Fathom für wenig Geld überließ. Diesmal ohne
Säureschaden, aber doch sehr restaurierbedürftig. Der Fathom spielt schon wieder einigermaßen, müsste aber noch komplett
überholt werden.
Da ich den 'Adams Family' und den 'Eight Ball Deluxe' mittlerweile wieder zu seinem Besitzer zurückgebracht habe, musste ich das 'Defizit'
natürlich wieder ausgleichen: Ich kaufte kurzentschlossen (und preiswert) einen BALLY 'Judge Dredd', dessen MPU ich auch schon mal wegen einem
Säureschaden auf dem Tisch hatte. Dieses Teil macht mir momentan am meisten Spaß, es hat aber auch die beste Musik 'im Bauch'. Na ja, vielleicht
rüste ich ja noch einen 'vernünftigen' Woofer nach . . .
Mittlerweile stehen also wieder 3 solche Monster in meinem Keller. Gottseidank habe ich in weiser Voraussicht die Doppelgarage unterkellert.
Das sind zusätzliche 30 m² für solchen und ähnlichen Schwachfug ;-) |